Zur Geschichte des Rettichfestes, hier noch mal das, was Hugo Thomann anlässlich des 100jährigen Jubiläums dazu zu schreiben wusste:

Wie entstand das Rettichfest?

Ein Verein feiert Feste um
1. andere Menschen zu unterhalten
2. der Öffentlichkeit zu zeigen was er kann
3. um Kasse zu machen, denn einen Musikverein zu unterhalten kostet viel Geld. Vom Idealismus des einzelnen Musikers allein kann er nicht leben.

Der Gedanke war, ein zweites finanzielles Standbein, neben dem der Fasnacht, zu finden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Fastnacht wie in den 60er Jahren weiter geht. Inzwischen hat sich das ja bewahrheitet.

Im Jahre 1966 haben wir es gewagt, und zwar mit Blütenfest, Frühlingsfest usw. Der Besuch, besonders am Samstagabend war nicht berauschend, aber wir haben weitergemacht. Nach einer Friedolinsprozession in Säckingen hat mich der damalige Dirigent des MV Schwörstadt, Max Serazio, gefragt, wann wir denn dieses Jahr unser Fest hätten. Die Gegenfrage lautete: «Was für ein Fest?» «Na, das Dingsda, das Rettichfest.» Ich habe ihm auf die Schulter geklopft und gesagt: «Max, du hast eben unser Fest getauft.» Es war so, wir haben von Anfang an Rettichspiralen verkauft und Max Serazio haben die Rettiche anscheinend gut geschmeckt. Von da an hieß das Fest Rettichfest und der Name hat sich bezahlt gemacht.

Rettiche schneiden war immer eine mühsame Arbeit, besonders, nachdem der Umsatz nach der neuen Namensgebung von Jahr zu Jahr zunahm. (Inzwischen werden jedes Jahr ca. 1250 Rettiche geschnitten und verkauft.) Die Rettiche wurden auf eine lange Stahlnadel gesteckt und dann mit dem Finger mit Hilfe eines Rettichschneiders zu Spiralen geschnitten. Manch zarter Finger wurde mit der Zeit rot und begann zu bluten. Einmal wurde Rolf Thomann zum Rettichschneiden eingeteilt. Er machte diese Prozedur eine zeitlang mit. Plötzlich stand er auf und verschwand mit einem Schneidegerät. Nach einiger Zeit erschien er mit einer elektrischen Bohrmaschine. Im Bohrfutter den umgebauten Rettichschneider. Der Probeschnitt klappte ausgezeichnet und seit dieser Zeit wurden Tausende von Rettichen mit der Bohrmaschine geschnitten und es gab (fast) keine blutenden Finger mehr.

Wenn man heute zurückdenkt, wie sich das Rettichfest aus den kleinsten Anfängen entwickelt hat, muss man wirklich staunen. Es ist ja nicht nur, dass sich das Dorf trifft. Am Rettichfest trifft man immer wieder Öflinger, die in der Fremde wohnen. Vergessen wir nicht die vielen Kontakte, die wir mit Musikern aus Österreich, Bayern, Frankreich, Schweden, Norddeutschland, Tschechien und Holland knüpfen konnten. Es dient also auch der Völkerverständigung und dem Kennenlernen anderer Kulturen und Menschen.

Hoffen wir also, dass das Rettichfest noch sehr lange bestand hat und weiterhin ein Treffpunkt für Alt und Jung bleiben wird.